"Sie", sagte der Assassine. "Ich will sie."
Ignoriert das Cover. Ignoriert den Titel. Ignoriert den Klappentext.
Linda Howard ist eine Meisterin ihres Faches - der Erschaffung von Protagonistinnen, die ich liebe. Ihre Protagonistinnen gibt es in den verschiedensten Ausführungen: laut, erfahren, naiv, schüchtern, mütterlich, nuttig - sie hat sie alle. Und sie alle haben etwas, das heute so oft in diesem Genre verloren geht: Hirn. Diese Frauen können denken, egal in was für einer Situation sie sich befinden. Und sie lassen sich davon nicht einmal von einem scharfen Mann mit nacktem Oberkörper abhalten.
Death Angel oder Süße Rache erschien 2008 im englischen Original beim Ballantine Verlag und im September 2009 beim Blanvalet Verlag. Der Seitenumfang beträgt ca. 368 Seiten in der Hardcover-Version und es ist im Genre Romantic Suspense angesiedelt.
Der Inhalt ist schnell erzählt: Drea ist das Liebchen des kriminellen Oberbosses Rafael Salinas und lässt sich von ihm haushalten - bis er sie an seinen allerliebsten Auftragskiller verscherbelt, als dieser darum fragt. Die beiden verbringen ein paar Stunden miteinander, doch Drea weiß, dass ihre Zeit bei Rafael Salinas nun abgelaufen ist. Sie setzt ihren langgeplanten Plan um, versetzt ihren angesammelten Schmuck und begibt sich auf die Flucht, gemeinsam mit mehreren Millionen von Salinas Konto, die sie ihm gestohlen hat.
Salinas ist dementsprechend verärgert und - wie könnte es anders sein - setzt den Auftragsmörder auf Drea an. Es beginnt eine Jagd quer durch das Land und Drea hat nicht das Bedürfnis sich von ihm fangen zu lassen.
Dieses Buch war auf mehreren Ebenen faszinierend. Doch zuerst muss ich dazu sagen: es lässt sich in zwei Teile teilen. Der erste Teil ist hinreissend, genial, faszinierend. Dann, ziemlich genau in der Mitte des Buches, ist ein Bruch und es passiert etwas dermaßen unerwartetes mit einem leicht fantastischen Hauch, der mich zu einem lauten "WAS?"-Schrei verleitet hat. In Angesicht dessen, dass ich mich zu diesem Zeitpunkt in einem Zug befand, war das eine höchst interessante Erfahrung. Aber ich neige ohnehin dazu, laute Ausrufe von mir zu geben, wenn mich ein Buch überrascht und aus irgendeinem Grund überraschen mich Bücher immer in Zügen.
Weiter zum ersten Teil:
Dieser Teil des Buches ist rasant. Die Handlung eilt mit schnellen Schritten voran und lässt einem kaum eine Atempause. Man befindet sich in einem ständigen Wechselbad der Gefühle, denn die wechselnden Perspektiven zwischen Drea und dem Assassinen sind so verschieden wie Tag und Nacht.
Bei Drea erfährt man Todesangst, Panik und man klammert sich am Buch fest, während man versucht mit ihr gemeinsam einen Ausweg zu finden, als sie Probleme dabei bekommt, an das so dringend benötigte Geld zu gelangen. Sie ahnt, dass ihr der Assassine, dessen Namen man bis zum Ende des Buches nicht erfährt, dicht auf den Fersen ist und trotz den paar Stunden, die sie miteinander verbracht haben, in denen sie eine sehr intensive, körperliche Nähe erfahren haben, versucht sie nicht zu beschönigen, was er mit ihr tun wird, sobald er sie gefangen hat. Sie weiß, dass er ein Mörder ist, egal, welches Vergnügen er ihr zuvor bereitet hat, und sie weiß, dass er sie töten wird.
Daran hat Drea keine Zweifel und sie ergibt sich keinen Illusionen. Er wird sie töten, davon ist sie überzeugt - und völlig zu Recht.
Bei den Abschnitten, in denen man dem Assassinen über die Schulter sehen kann, erfährt man eine gewisse Kälte, eine Disziplin, die im krassen Gegensatz zu Dreas Panik steht. Doch besonders krass ist das Vergnügen, das er empfindet, während er Drea jagt. Es gefällt ihm.
Nicht zwingend ihre Angst oder ihre Empfindungen, während sie vor ihm davonläuft. Doch er ist fasziniert und begeistert von den Mitteln und Wegen, wie sie es immer wieder schafft ihm zu entwischen, während er die Schlinge enger und enger um sie zieht.
Doch in einem hat sich Drea geirrt - er ist sich nicht sicher, ob er sie töten wird. Nicht, weil er ein Gewissen entwickelt hat, sondern aus Faszination heraus. Er ist begeistert davon, dass Drea ihn an der Nase herumführen konnte und das auch über Jahre hinweg bei Salinas geschafft hatte. Dass sie sich jahrelang als blondes Dummchen präsentieren konnte, das kein anderes Interesse als die Farbe ihrer Zehennägel hat, während unter ihren blonden Locken sich ein reger Geist versteckt - sie beeindruckt ihn. Und desweiteren findet er es amüsant, dass sie Salinas eines ausgewischt hat, da er den Mann nicht wirklich leiden kann, auch wenn er gutes Geld zahlt.
Und dann kommt die große Wende, über die ich nicht weiter sprechen werde. Das Vergnügen dieses Buches könnte sonst in zu großem Umfang eingeschränkt werden, deswegen schweige ich darüber. Doch sie ist notwendig, denn bis dahin ist Drea für den Assassinen nur "Beute", eine faszinierende Beute, aber doch nicht mehr. Die "Wende" ist essentiell für die Veränderung in den Charakteren und für ihre Entwicklung, so seltsam und überraschend sie einem auch vorkommen mag.
Drea ist ganz anders als jede Protagonistin eines Liebesromanes, die mir je über den Weg gelaufen ist. Sie ist egoistisch, egozentrisch, geldgierig, fast gewissenlos. Immerhin lässt sie sich aus keinem anderen Grund mit Rafael Salinas ein, um gegen ihren Körper Geld zu erlangen - gleichgültig, dass Salinas dieses Geld aus Drogengeschäften und schlimmeren gewonnen hat.
Von Beginn an plant sie ihn schlussendlich zu bestehlen, sobald er sie durch ein jüngeres "Modell" ersetzen will und unterwandert seine Konten dermaßen geschickt, dass es für sie ein leichtes gewesen wäre, ihn noch weiter auszuspionieren und ihre Erkenntnisse dem FBI zu geben. Sie hätte ihre Position, ihr Wissen über innere Geschäfte, das sie zwangsläufig erworben hatte, dafür einsetzen können, Salinas hinter Gitter zu bringen. Doch ihr eigener Vorteil ist ihr wichtiger.
Entgegen ihrer negativen Seiten - über ihr problemloses Lügen muss ich mich nun wirklich nicht auslassen, oder? - ist sie keineswegs ein unsympathischer Charakter. Sie hat eine Vergangenheit, ein traurige Vergangenheit, die zumindest ein bisschen erklärt, warum sie ist, wie sie ist. Sie ist ein Mensch, der einmal fähig dazu war, tief zu lieben.
Drea ist real, angreifbar, verletzlich. Sie ist menschlich, steht zu ihren Fehlern und nach der großen Wende begreift sie auch, dass sie nicht der einzige Mensch auf dieser Welt ist.
Der Assassine hingegen ist deswegen so faszinierend, da man kaum etwas über ihn erfährt. Sucht nach einem Grund für sein Dasein, für seine kalte Berechnung, für seine Fähigkeit ohne Reue zu töten - ihr werdet keinen finden. Der Assassine ist, was er ist.
Er ist ein Mörder, nicht mehr und nicht weniger. Er will nicht mehr und auch nicht weniger sein und er verändert sich nur wenig bis gar nicht für Drea. Er verwandelt sich nicht in einen Kuschelbären, findet nicht sein weiches Herz gut versteckt in der harten Schale. Er ist hart. Er ist kalt. Einmal beschreibt er sich selbst als "kalten, harten Bastard" und diese Beschreibung trifft zu wie die Faust aufs Auge. Man kann es nicht abstreiten und nicht ändern. Der Assassine ist und bleibt der Assassine, selbst als man spät im Buch seinen Namen erfährt.
Und er ist der Protagonist, der mich am meisten berührt hat und den ich als meinen uneingeschränkten Liebling unter den männlichen Protagonisten bezeichnen kann.
Fazit des Buches - es ist ein Buch, dessen Anteil der Liebe gering bleibt, obwohl die beiden Protagonisten eigentlich das Buch alleine tragen. Doch es ändert nichts an der Faszination, die es auf mich ausübt. Es ist kein Buch, das eine flauschig-warme Liebesgeschichte präsentiert, sondern die Entwicklung zweier Charaktere, die dabei zusammen finden und miteinander und durcheinander ihre Menschlichkeit entdecken.
Linda Howard ist eine Meisterin ihres Faches - der Erschaffung von Protagonistinnen, die ich liebe. Ihre Protagonistinnen gibt es in den verschiedensten Ausführungen: laut, erfahren, naiv, schüchtern, mütterlich, nuttig - sie hat sie alle. Und sie alle haben etwas, das heute so oft in diesem Genre verloren geht: Hirn. Diese Frauen können denken, egal in was für einer Situation sie sich befinden. Und sie lassen sich davon nicht einmal von einem scharfen Mann mit nacktem Oberkörper abhalten.
Death Angel oder Süße Rache erschien 2008 im englischen Original beim Ballantine Verlag und im September 2009 beim Blanvalet Verlag. Der Seitenumfang beträgt ca. 368 Seiten in der Hardcover-Version und es ist im Genre Romantic Suspense angesiedelt.
Der Inhalt ist schnell erzählt: Drea ist das Liebchen des kriminellen Oberbosses Rafael Salinas und lässt sich von ihm haushalten - bis er sie an seinen allerliebsten Auftragskiller verscherbelt, als dieser darum fragt. Die beiden verbringen ein paar Stunden miteinander, doch Drea weiß, dass ihre Zeit bei Rafael Salinas nun abgelaufen ist. Sie setzt ihren langgeplanten Plan um, versetzt ihren angesammelten Schmuck und begibt sich auf die Flucht, gemeinsam mit mehreren Millionen von Salinas Konto, die sie ihm gestohlen hat.
Salinas ist dementsprechend verärgert und - wie könnte es anders sein - setzt den Auftragsmörder auf Drea an. Es beginnt eine Jagd quer durch das Land und Drea hat nicht das Bedürfnis sich von ihm fangen zu lassen.
Dieses Buch war auf mehreren Ebenen faszinierend. Doch zuerst muss ich dazu sagen: es lässt sich in zwei Teile teilen. Der erste Teil ist hinreissend, genial, faszinierend. Dann, ziemlich genau in der Mitte des Buches, ist ein Bruch und es passiert etwas dermaßen unerwartetes mit einem leicht fantastischen Hauch, der mich zu einem lauten "WAS?"-Schrei verleitet hat. In Angesicht dessen, dass ich mich zu diesem Zeitpunkt in einem Zug befand, war das eine höchst interessante Erfahrung. Aber ich neige ohnehin dazu, laute Ausrufe von mir zu geben, wenn mich ein Buch überrascht und aus irgendeinem Grund überraschen mich Bücher immer in Zügen.
Weiter zum ersten Teil:
Dieser Teil des Buches ist rasant. Die Handlung eilt mit schnellen Schritten voran und lässt einem kaum eine Atempause. Man befindet sich in einem ständigen Wechselbad der Gefühle, denn die wechselnden Perspektiven zwischen Drea und dem Assassinen sind so verschieden wie Tag und Nacht.
Bei Drea erfährt man Todesangst, Panik und man klammert sich am Buch fest, während man versucht mit ihr gemeinsam einen Ausweg zu finden, als sie Probleme dabei bekommt, an das so dringend benötigte Geld zu gelangen. Sie ahnt, dass ihr der Assassine, dessen Namen man bis zum Ende des Buches nicht erfährt, dicht auf den Fersen ist und trotz den paar Stunden, die sie miteinander verbracht haben, in denen sie eine sehr intensive, körperliche Nähe erfahren haben, versucht sie nicht zu beschönigen, was er mit ihr tun wird, sobald er sie gefangen hat. Sie weiß, dass er ein Mörder ist, egal, welches Vergnügen er ihr zuvor bereitet hat, und sie weiß, dass er sie töten wird.
Daran hat Drea keine Zweifel und sie ergibt sich keinen Illusionen. Er wird sie töten, davon ist sie überzeugt - und völlig zu Recht.
Bei den Abschnitten, in denen man dem Assassinen über die Schulter sehen kann, erfährt man eine gewisse Kälte, eine Disziplin, die im krassen Gegensatz zu Dreas Panik steht. Doch besonders krass ist das Vergnügen, das er empfindet, während er Drea jagt. Es gefällt ihm.
Nicht zwingend ihre Angst oder ihre Empfindungen, während sie vor ihm davonläuft. Doch er ist fasziniert und begeistert von den Mitteln und Wegen, wie sie es immer wieder schafft ihm zu entwischen, während er die Schlinge enger und enger um sie zieht.
Doch in einem hat sich Drea geirrt - er ist sich nicht sicher, ob er sie töten wird. Nicht, weil er ein Gewissen entwickelt hat, sondern aus Faszination heraus. Er ist begeistert davon, dass Drea ihn an der Nase herumführen konnte und das auch über Jahre hinweg bei Salinas geschafft hatte. Dass sie sich jahrelang als blondes Dummchen präsentieren konnte, das kein anderes Interesse als die Farbe ihrer Zehennägel hat, während unter ihren blonden Locken sich ein reger Geist versteckt - sie beeindruckt ihn. Und desweiteren findet er es amüsant, dass sie Salinas eines ausgewischt hat, da er den Mann nicht wirklich leiden kann, auch wenn er gutes Geld zahlt.
Und dann kommt die große Wende, über die ich nicht weiter sprechen werde. Das Vergnügen dieses Buches könnte sonst in zu großem Umfang eingeschränkt werden, deswegen schweige ich darüber. Doch sie ist notwendig, denn bis dahin ist Drea für den Assassinen nur "Beute", eine faszinierende Beute, aber doch nicht mehr. Die "Wende" ist essentiell für die Veränderung in den Charakteren und für ihre Entwicklung, so seltsam und überraschend sie einem auch vorkommen mag.
Drea ist ganz anders als jede Protagonistin eines Liebesromanes, die mir je über den Weg gelaufen ist. Sie ist egoistisch, egozentrisch, geldgierig, fast gewissenlos. Immerhin lässt sie sich aus keinem anderen Grund mit Rafael Salinas ein, um gegen ihren Körper Geld zu erlangen - gleichgültig, dass Salinas dieses Geld aus Drogengeschäften und schlimmeren gewonnen hat.
Von Beginn an plant sie ihn schlussendlich zu bestehlen, sobald er sie durch ein jüngeres "Modell" ersetzen will und unterwandert seine Konten dermaßen geschickt, dass es für sie ein leichtes gewesen wäre, ihn noch weiter auszuspionieren und ihre Erkenntnisse dem FBI zu geben. Sie hätte ihre Position, ihr Wissen über innere Geschäfte, das sie zwangsläufig erworben hatte, dafür einsetzen können, Salinas hinter Gitter zu bringen. Doch ihr eigener Vorteil ist ihr wichtiger.
Entgegen ihrer negativen Seiten - über ihr problemloses Lügen muss ich mich nun wirklich nicht auslassen, oder? - ist sie keineswegs ein unsympathischer Charakter. Sie hat eine Vergangenheit, ein traurige Vergangenheit, die zumindest ein bisschen erklärt, warum sie ist, wie sie ist. Sie ist ein Mensch, der einmal fähig dazu war, tief zu lieben.
Drea ist real, angreifbar, verletzlich. Sie ist menschlich, steht zu ihren Fehlern und nach der großen Wende begreift sie auch, dass sie nicht der einzige Mensch auf dieser Welt ist.
Der Assassine hingegen ist deswegen so faszinierend, da man kaum etwas über ihn erfährt. Sucht nach einem Grund für sein Dasein, für seine kalte Berechnung, für seine Fähigkeit ohne Reue zu töten - ihr werdet keinen finden. Der Assassine ist, was er ist.
Er ist ein Mörder, nicht mehr und nicht weniger. Er will nicht mehr und auch nicht weniger sein und er verändert sich nur wenig bis gar nicht für Drea. Er verwandelt sich nicht in einen Kuschelbären, findet nicht sein weiches Herz gut versteckt in der harten Schale. Er ist hart. Er ist kalt. Einmal beschreibt er sich selbst als "kalten, harten Bastard" und diese Beschreibung trifft zu wie die Faust aufs Auge. Man kann es nicht abstreiten und nicht ändern. Der Assassine ist und bleibt der Assassine, selbst als man spät im Buch seinen Namen erfährt.
Und er ist der Protagonist, der mich am meisten berührt hat und den ich als meinen uneingeschränkten Liebling unter den männlichen Protagonisten bezeichnen kann.
Fazit des Buches - es ist ein Buch, dessen Anteil der Liebe gering bleibt, obwohl die beiden Protagonisten eigentlich das Buch alleine tragen. Doch es ändert nichts an der Faszination, die es auf mich ausübt. Es ist kein Buch, das eine flauschig-warme Liebesgeschichte präsentiert, sondern die Entwicklung zweier Charaktere, die dabei zusammen finden und miteinander und durcheinander ihre Menschlichkeit entdecken.
Autor: Linda Howard Originaltitel: Death Angel (2008) Verlag: Blanvalet (September 2009) Genre: Romantic Suspense Bildquelle: Goodreads Quellen: Goodreads, Amazon, buecher-favoriten | Linda Howard wurde am 3. August 1950 in Alabama, U.S.A geboren. Hauptsächlich schreibt sie Romantic Suspense, doch auch viele weitere Genre. Sie hat mehr als 25 Romane geschrieben, die über zehn Millionen Mal verkauft wurden. Zahlreiche Auszeichnungen sprechen für den internationalen Ruhm, den sie durch ihre Werk erreicht hat. Sie lebt mit ihrem Mann in Alabama. |