Ab wann kann ein Schreiberling wie du und ich sagen - "ich bin ein Autor"? Dann, wenn man das erste Buch beendet hat? Dann, wenn man das O.K. von einem Verlag bekommen hat? Dann, wenn man in der Früh aufsteht und das erste, was man tut, ist den Laptop einzuschalten und eine Seite zu schreiben?
Was macht einen Autor eigentlich aus?
Die Wikipedia-Definition sagt folgendes aus:
Ein Autor (lateinisch auctor ‚Urheber‘, ‚Schöpfer‘, ‚Förderer‘, ‚Veranlasser‘) ist der Verfasser oder geistige Urheber eines sprachlichen Werkes, das aber auch illustriert sein und zuweilen mehr Bilder als Text enthalten kann (z. B. Bilderbuch, Comic, Fotoroman).
Gut. Das ist also ein Autor. Oder so etwas in der Art. Aber es wird immer noch nicht gesagt, ab wann ein Autor wirklich ein Autor ist.
Ich habe lange gezögert, bis ich gesagt habe: "Ich bin Autorin." Selbst heute fällt es mir schwer dieses Wort als Bezeichnung für mich selbst über die Lippen zu bringen. Und das obwohl ich zum jetzigen Zeitpunkt mehrere Bücher und Kurzgeschichten fertig gestellt und teilweise im Selfpublishing im Verkauf stehen habe.
Heute kann - grob gesagt - jeder Depp sein Buch heraus geben. Es ist nichts besonderes mehr, wenn man sein Buch veröffentlicht und Leute es lesen. Selfpublishing macht's möglich und irgendwie ist es auch gut. Ohne Selfpublishing würde ich meine Bücher noch immer auf meinem Laptop virtuellen Staub sammeln lassen und ich bin mir sicher, ich bin nicht die einzige, der es so geht.
Aber dennoch lässt es mich - nach zwei Jahren, in denen ich meine Bücher über Amazon anbiete - noch immer zusammenzucken, wenn ich sage, dass ich Autorin bin. Wer bin ich, dass ich mich als Autorin bezeichnen kann?
Ich habe von keinem Verlag jemals einen Stempel bekommen, dass ich "Autor"bin.
Aber andererseits - was ist schon ein Verlag, dass er mir sagen kann, ob mein Buch es wert ist veröffentlich zu werden? Klar, da sitzen Leute drinnen, die sich eingehend mit Geschichten beschäftigt haben und mit dem Schreiben an sich, aber gibt ihnen das das Recht darüber den Wert meiner Geschichten festzulegen? Ganz besonders, wenn ich davon ausgehe, dass die meisten Verlage die wenigsten Manuskripte wirklich lesen, die sie eingeschickt bekommen.
Ich würde sagen, es ist egal, ob jemand sein Buch über einen Verlag herausgegeben hat oder nicht. Menschen können nicht festlegen, ob man die Bezeichnung "Autor" verdient hat oder nicht.
Aber was ist mit dem Argument: "Du hast also noch nie eine Geschichte beendet?" oder "Du schreibst also nur Kurzgeschichten?".
Zuerst einmal: "nur" Kurzgeschichten? Wirklich? Dieses "nur" ist eine Beleidigung an sich, wenn ich daran denke, wie schwierig es für manche Leute sein kann, eine Kurzgeschichte zu schreiben. Eine Geschichte in so wenige Wörter zu verpacken, in der der Leser eine Verbindungen zu den Charakteren aufbaut und die Handlung auch noch spannend ist ... Kurzgeschichten sollten nicht immer so herabwürdigend betrachtet werden. Sie sind eine Kunst für sich.
Dann: eine Geschichte noch nie beendet zu haben, ist keine Schande. Einmal sagte eine Freundin zu mir, dass sie noch nie ein längeres Buch beendet hätte, weil sie das Ende schon kenne und deswegen nicht mehr das Bedürfnis hatte, es aufzuschreiben. Das kann ich nachempfinden. Warum sollte man etwas noch einmal durchleben, was man in seinen Gedanken schon dutzende Male erlebt hat? Macht das dadurch mein Schreiben geringer oder weniger wert?
Nein, sage ich. Und für mich ist weder das eine noch das andere ein Grund, warum jemand kein Autor sein sollte.
Dann gibt es Leute, die als Argument anführen: "Und? Wie viel hast du heute schon geschrieben?"
Vielleicht hat man die ganze Woche noch kein Wort geschrieben. Oder das ganze letzte Jahr. Ups. Also ist man dann kein Autor? Wegen der Quantität der Wörter, die man nicht auf Papier gebracht hat? Was sagt das darüber aus, wie viele Wörter man in seinem Kopf geschrieben hat, wie viele Geschichten man in seinem Kopf erlebt hat?
Die Wortanzahl zählt nicht. Manchmal sitzt man tagelang vor einem leeren Blatt Papier, starrt es an und versucht krampfhaft sich zum Schreiben zu bringen, denn man will das Papier unbedingt mit Wörtern füllen, doch es geht einfach nicht.
Kann man Schreibblockade nennen oder was auch immer das dann ist - wäre man deswegen kein Autor mehr?
Ich könnte noch unzählige Dinge anführen, die ich irgendwann gehört habe, wenn ich auf die Frage "Und was machst du so?" mit "Ich bin Autorin" geantwortet habe, aber die werdet ihr alle sowieso kennen oder kennen lernen.
Ich habe meine Antwort darauf gefunden, ab wann ich "Autorin" sein darf. Für mich ist es die richtige Antwort. Ich weiß nicht, ob es für euch die richtige Antwort ist - aber meine lautet: Sobald man anfängt über seine Charaktere zu reden, als wären es reale Menschen. Sobald man mit ihnen weint, mit ihnen lebt, mit ihnen lacht, mit ihnen liebt, sobald man an sie denkt, als wären sie deine besten Freunde - oder mehr noch - deine Kinder, dann ist man Autor.
katzenhaarige Grüße
Sophia
Was macht einen Autor eigentlich aus?
Die Wikipedia-Definition sagt folgendes aus:
Ein Autor (lateinisch auctor ‚Urheber‘, ‚Schöpfer‘, ‚Förderer‘, ‚Veranlasser‘) ist der Verfasser oder geistige Urheber eines sprachlichen Werkes, das aber auch illustriert sein und zuweilen mehr Bilder als Text enthalten kann (z. B. Bilderbuch, Comic, Fotoroman).
Gut. Das ist also ein Autor. Oder so etwas in der Art. Aber es wird immer noch nicht gesagt, ab wann ein Autor wirklich ein Autor ist.
Ich habe lange gezögert, bis ich gesagt habe: "Ich bin Autorin." Selbst heute fällt es mir schwer dieses Wort als Bezeichnung für mich selbst über die Lippen zu bringen. Und das obwohl ich zum jetzigen Zeitpunkt mehrere Bücher und Kurzgeschichten fertig gestellt und teilweise im Selfpublishing im Verkauf stehen habe.
Heute kann - grob gesagt - jeder Depp sein Buch heraus geben. Es ist nichts besonderes mehr, wenn man sein Buch veröffentlicht und Leute es lesen. Selfpublishing macht's möglich und irgendwie ist es auch gut. Ohne Selfpublishing würde ich meine Bücher noch immer auf meinem Laptop virtuellen Staub sammeln lassen und ich bin mir sicher, ich bin nicht die einzige, der es so geht.
Aber dennoch lässt es mich - nach zwei Jahren, in denen ich meine Bücher über Amazon anbiete - noch immer zusammenzucken, wenn ich sage, dass ich Autorin bin. Wer bin ich, dass ich mich als Autorin bezeichnen kann?
Ich habe von keinem Verlag jemals einen Stempel bekommen, dass ich "Autor"bin.
Aber andererseits - was ist schon ein Verlag, dass er mir sagen kann, ob mein Buch es wert ist veröffentlich zu werden? Klar, da sitzen Leute drinnen, die sich eingehend mit Geschichten beschäftigt haben und mit dem Schreiben an sich, aber gibt ihnen das das Recht darüber den Wert meiner Geschichten festzulegen? Ganz besonders, wenn ich davon ausgehe, dass die meisten Verlage die wenigsten Manuskripte wirklich lesen, die sie eingeschickt bekommen.
Ich würde sagen, es ist egal, ob jemand sein Buch über einen Verlag herausgegeben hat oder nicht. Menschen können nicht festlegen, ob man die Bezeichnung "Autor" verdient hat oder nicht.
Aber was ist mit dem Argument: "Du hast also noch nie eine Geschichte beendet?" oder "Du schreibst also nur Kurzgeschichten?".
Zuerst einmal: "nur" Kurzgeschichten? Wirklich? Dieses "nur" ist eine Beleidigung an sich, wenn ich daran denke, wie schwierig es für manche Leute sein kann, eine Kurzgeschichte zu schreiben. Eine Geschichte in so wenige Wörter zu verpacken, in der der Leser eine Verbindungen zu den Charakteren aufbaut und die Handlung auch noch spannend ist ... Kurzgeschichten sollten nicht immer so herabwürdigend betrachtet werden. Sie sind eine Kunst für sich.
Dann: eine Geschichte noch nie beendet zu haben, ist keine Schande. Einmal sagte eine Freundin zu mir, dass sie noch nie ein längeres Buch beendet hätte, weil sie das Ende schon kenne und deswegen nicht mehr das Bedürfnis hatte, es aufzuschreiben. Das kann ich nachempfinden. Warum sollte man etwas noch einmal durchleben, was man in seinen Gedanken schon dutzende Male erlebt hat? Macht das dadurch mein Schreiben geringer oder weniger wert?
Nein, sage ich. Und für mich ist weder das eine noch das andere ein Grund, warum jemand kein Autor sein sollte.
Dann gibt es Leute, die als Argument anführen: "Und? Wie viel hast du heute schon geschrieben?"
Vielleicht hat man die ganze Woche noch kein Wort geschrieben. Oder das ganze letzte Jahr. Ups. Also ist man dann kein Autor? Wegen der Quantität der Wörter, die man nicht auf Papier gebracht hat? Was sagt das darüber aus, wie viele Wörter man in seinem Kopf geschrieben hat, wie viele Geschichten man in seinem Kopf erlebt hat?
Die Wortanzahl zählt nicht. Manchmal sitzt man tagelang vor einem leeren Blatt Papier, starrt es an und versucht krampfhaft sich zum Schreiben zu bringen, denn man will das Papier unbedingt mit Wörtern füllen, doch es geht einfach nicht.
Kann man Schreibblockade nennen oder was auch immer das dann ist - wäre man deswegen kein Autor mehr?
Ich könnte noch unzählige Dinge anführen, die ich irgendwann gehört habe, wenn ich auf die Frage "Und was machst du so?" mit "Ich bin Autorin" geantwortet habe, aber die werdet ihr alle sowieso kennen oder kennen lernen.
Ich habe meine Antwort darauf gefunden, ab wann ich "Autorin" sein darf. Für mich ist es die richtige Antwort. Ich weiß nicht, ob es für euch die richtige Antwort ist - aber meine lautet: Sobald man anfängt über seine Charaktere zu reden, als wären es reale Menschen. Sobald man mit ihnen weint, mit ihnen lebt, mit ihnen lacht, mit ihnen liebt, sobald man an sie denkt, als wären sie deine besten Freunde - oder mehr noch - deine Kinder, dann ist man Autor.
katzenhaarige Grüße
Sophia